Mein Abenteuer Mekong
Zurueck in Houay Xai
Mittwoch, 7. März 2007, 16:52
Auf meiner Radtour am Montag habe ich zunaechst das Boat Landing Guesthouse am Nam Tha River angesteuert. Es soll das beste Restaurant des Nordens sein und serviert ausgewaehlte laotische Speisen - teilweise fuer 12 Dollar, wobei es sich aber eher um Menues zu handeln scheint. Ich entscheide mit stattdessen fuer eine Kleinigkeit: eine Chilipaste, von der mehrere verschiedene auf der Karte stehen und die es von scharf bis suess gibt. Ich nehme eine mit Lemon Balm, die eher mild aber lecker wuerzig ist. Dazu gibt's Klebreis, der darin gedippt wird. Zusammen mit Wasser habe ich ca. 1 Euro bezahlt.

Dann geht's weiter ueber den Fluss - ueber eine hoelzerne, abenteuerlich wirkende Bruecke. Die Tour fuehrt mich auf rotem Schotter durch verschiedene Doerfer aus Bambushuetten die auf Pfaehlen gebaut sind, an gruenen Reisfeldern und Gemuesegaerten vorbei, vielen winkenden und gruessenden Kindern... Die im Reisefuehrer erwaehnten Seidenweberinnen (die gleich im ersten Dorf sein sollten) habe ich leider nicht gesehen. Und spaeter mag ich vielleicht mal falsch abgebogen sein, denn eine Stelle, wo ich den Fluss durchwaten musste, kam nicht. Wo ich auch nicht so scharf drauf war - Blutegel??? Andererseits bin ich letztendlich schon durch die Doerfer gekommen, die erwaehnt wurden - vielleicht gibt's also inzwischen eine Bruecke, die der Reisefuehrer noch nicht kennt? Egal - auf jeden Fall war ich froh, als ich auf eine befestigte Strasse mit dem Hinweis nach Luang Namtha kam, so dass ich wusste, dass ich auf jeden Fall wieder dahin zurueck komme, wo ich herkam.
Auf dem Weg gab's noch einen kleinen Unfall. Drei Jungs ueberholten mich mit ihren Fahrraedern und gruessten mit Sabaidee und winkten und freuten sich, als ich ihren Gruss erwiderte - so dass der kleinste von ihnen nicht auf den Weg geachtet hat und in den Graben fuhr und sein Fahrrad auf ihn fiel und der Lenker mit einer scharfen Kante gegen seine Stirn schlug. Sofort blutete er stark und ich konnte weder mit Pflaster noch mit Tempo helfen. Nur mit Wasser... Der Aermste hat sich dann seinen Pullover um den Kopf gebunden.

Um 17 Uhr sollte ich beim Trekking Office sein, wo ich mich fuer eine zweitaegige Wanderung am naechsten Tag eingetragen hatte. Ich blieb aber leider die einzige Interessentin. Vor dem Buero traf ich ein finnisches Paar, eine Slowenierin, einen Kanadier und einen aelteren Australier, die sich fuer das 3-Tages-Trekking angemeldet hatten. Eine sehr nette Truppe und ich habe bis zum naechsten Morgen ueberlegt, ob ich wechseln soll. Denn die 2-Tages-Tour wuerde erst ab 2 Personen zustandekommen. Hin- und hergerissen...

Auch am naechsten Morgen wusste ich noch nicht, was ich tun soll - habe den Rucksack mal probehalber fuer eine 3-Tages-Wanderung gepackt und da ich auf die Kamera natuerlich nicht verzichten wuerde, war er sehr voll und sehr schwer. Da mein Magen in der Nacht rumort hat und ich mich nicht besonders wohl fuehlte und nicht wusste, ob das eher schlechter oder besser wird, habe ich mich dann gegen ein 3-taegiges Trekking entschieden. Auch auf die Gefahr hin, mich ueber mich selbst zu aergern. Ich hoffe nur, dass es im Sueden mit dem geplanten Trekking im Bolaven-Plateau klappt!
Zum Fruehstueck gab's gestern nur einen gruenen Tee und dann wollte ich zum Markt und mich nebenan auf dem Busbahnhof nach den Abfahrtszeiten fuer den Bus nach Houay Xai erkundigen. Auf dem Weg dorthin lernte ich noch eine Finnin kennen, die mich ansprach, ob ich an einem Trekking interessiert sei. Aber zu frueh gefreut. Sie hatte sich fuer heute ebenfalls zu einem 3-Tages-Trekking angemeldet, nachdem sie von der eintaegigen Tour so begeistert war. Da ich nicht die grosse Wanderin bin, erscheint mir aber eine 3-taegige Tour fuer den Anfang zu viel.
Ich nahm mir vor, mir nochmal ein Fahrrad auszuleihen und abends nochmal zu schauen, ob es inzwischen Interessenten fuer kuerzere Trekkings gibt. Ich wollte Richtung Wasserfall fahren und dann nochmal in die andere Richtung zu einem Seidenweb-Projekt und zu einer Stupa (ein buddhistisches Monument). Aber die Tour verlief dann ganz anders... Ich bin lediglich bis zum Wasserfall gekommen und hatte einen unvergesslichen Tag, der mich wohl auch fuer das ausgefallene Trekking entschaedigt. ;-)
Ich kam in ein Lanten-Dorf (Lanten sind eine der vielen verschiedenen Ethnien in Laos), wo ich gesehen habe, wie sie selbst Papier herstellen. Leider empfand ich die Lanten aber weniger freundlich als ihre Landsleute. In sehr schoener Tracht in schwarz mit etwas pink und die Haare hochgesteckt und mit Silber geschmueckt - aber nicht fotografierfreudig. Das Papier, das sie herstellen, soll ueberwiegend zum Verpacken von Opium benutzt werden....
Der Wasserfall hatte, wie ich es mir schon gedacht hatte, nicht viel Wasser und hat sich nicht wirklich gelohnt. Aber auf dem Weg zurueck wurde ich von einer Gruppe junger Lao in eine Huette eingeladen, wo sie eine Party feierten (mit thailaendischer Popmusik, zu der sie teilweise mitsangen ;-)) ). Auf einem niedrigen Tisch in der Mitte standen drei Schuesseln und in zweien davon war etwas mit Blut. Man haette es auch fuer Rote Beete-Saft halten koennen, war es aber definitiv nicht. Mir wurde schon vom zusehen schlecht... Und dann ging ein Glas mit Lau Lao (Reisschnaps, der im Dorf selbst gebrannt wird) um und ich wollte schliesslich mein Gesicht nicht verlieren.... Und das, wo ich den ganzen Tag noch nix gegessen hatte und es gerade mal ca. 14 Uhr oder gar noch frueher war. Ach, getrocknete/gegrillte Bueffel- oder Rinderhaut gab es auch noch... Und da sie mir direkt in die Hand gedrueckt wurde habe ich mal dran genagt. Die Haut selbst war gar nicht so uebel (recht salzig), aber an das Fleisch habe ich mich nicht getraut und es irgendwann unauffaellig fallen lassen.
Ich hatte im Reisefuehrer gelesen, dass man haeufig eingeladen wird, aber nicht damit gerechnet, dass das so schnell geht. Und ich wurde dann noch mit auf eine Hochzeit genommen, ein paar Meter weiter! Das Brautpaar habe ich nicht gesehen und die Zeremonie war wohl schon einen Tag zuvor. Das Abfuellen ging dort weiter, staendig wird einem ein kleines Glas Lau Lao hingehalten und ausserdem gibt es Lau hai, einen im Krug vergorenen Reiswein, der auch daraus getrunken wird, mit Strohhalmen... Und ich weiss nicht, wann ich das letzte Mal soviel getanzt habe... Man tanzt in Zweier-Reihen im Kreis, die Maenner innen, die Frauen aussen und manchmal wird die Seite gewechselt. Es hat grossen Spass gemacht und alle waren superfreundlich! Aber vor Sonnenuntergang habe ich zugesehen, dass ich nachhause komme - zumal ich auch kein Licht am Fahrrad hatte.

Wieder in Luang Namtha habe ich erst gemerkt, wie betrunken ich war und bin natuerlich nicht mehr zum Trekking Office wegen einer Tour fuer den naechsten Tag. Stattdessen habe ich zugesehen, dass ich schnell ins Bett komme und mich entschieden, mit dem Bus zurueck nach Houay Xai zu fahren - kann man auch in 2 Tagen mit dem Boot auf dem Nam Tha und das soll eine tolle Strecke sein, aber der Fluss fuerht jetzt zum Ende der Trockenzeit leider nicht genug Wasser.

Gegen die Tortur heute im Bus war die Fahrt am Sonntag Zucker! Aus Erfahrung wusste ich ja nun, wie wichtig es ist, frueh da zu sein, damit man am Ende nicht auf einem Hocker im Gang sitzen muss. So habe ich Platz Nummer 14 ergattert in einem Bus mit 20 Plaetzen, der natuerlich auf 30 ausgedehnt wurde. Da ich ueber dem Reifen sass musste ich die Beine anziehen und hatte auch keinen Platz im Fussraum fuer meinen Tagesrucksack, so dass ich den auf dem Schoss halten musste. Bereits bevor wir losfuhren konnte ich nicht mehr sitzen und mir tat der Hintern weh... Aber gluecklicherweise hatten wir keine Panne (der Motor hoerte sich nicht vertrauenerweckend an und die Bremsen wurden zwischendurch mit Wasser gekuehlt, als es lange bergab ging) und kamen gegen 15 Uhr (nach 5 Stunden und 45 Minuten) in Houay Xai an. Mit dem Tuk Tuk ging es dann zu meinem schon bewaehrten Guesthouse.

Nachdem ich mir ein Bootsticket fuer morgen besorgt habe (nach Luang Prabeng mit Uebernachtungsstop in Pakbeng, 220.000 Kip, weniger als 20 EUR) hatte ich inzwischen endlich wieder richtig Hunger (ich hatte nur trockenes Baguette gefruehstueckt, um meinem Magen nicht zuviel zuzumuten) und ass im Muang Neua mit Blick auf den Mekong gebratenen Reis mit Gemuese und Cashewkernen. Dort traf ich auf Tina, einer Norwegerin, die gestern mit einem Franzosen ebenfalls auf der Hochzeit war und heute auch im Bus. Wir genossen noch zusammen den Sonnenuntergang, bis sie sich auf zur Massage machte und ich mich auf der Suche nach funktionierendem Internet...


Sonnenuntergang am Mekong


Und nun geht's langsam ins Bettchen ;-)) - es geht auf 22 Uhr zu und hier ist bald Schicht. Fuer Nachteulen ist Laos nichts ;-)

Gute Nacht,

Barbara

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frischies, 2007.03.08, 08:41
Hallo Schwesterchen,

schön wieder von Dir zu hören. Schade das Dein Blog keine Bilder beinhaltet, doch mit Hilfe von Google findet man einige Bilder von Deinen erwähnten Orten. So kann man sich von der Gegend schon einen guten Eindruck verschaffen.
Die Gourmet-Eindrücke von Dir find ich köstlich. Hoffentlich macht Dein Magen das (bis auf ein wenig rumoren) bis zum Ende der Tour mit.
Ich finde es klasse das man dort so direkten Kontakt mit der Bevölkerung bekommt. Das Rad war auf Reisen schon immer ein sehr kommunikatives Fortbewegungsmittel.
Liebe Grüße Robert

P.S. Freue mich jetzt schon auf den nächsten Eintrag!
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maic, 2007.03.08, 13:41
Hi Babsi!
Du glaubst gar nicht wie sehr wir Deine Berichte genießen!!! Großartig!
Weiterhin viel Spaß, genieße es und bis bald!
Maic (u. Chrissy)
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thoerni, 2007.03.12, 18:30
Hallo Du Liebe,
wenn man Dich mal allein läßt... verdreht kleinen Jungs den Kopf, hat Kontakte zum Opiumhandel, betrinkt sich... tse, tse ; ))
Es ist immer super spannend von Dir zu hören!!
Ganz viele liebe Grüße!
Gitte
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